2009 spielte der RSV Weil im Europapokal gegen ein spanisches Profiteam vor 1000 Zuschauern. Einige Neugierige kamen wegen des Stargasts: La Toya Jackson, die Schwester von Michael Jackson.

Der Ligabetrieb im Amateursport ruht. Wäre dies nicht der Fall, stünde hier ein Spielbericht. Bis der Ball wieder rollt, wollen wir deshalb regelmäßig einen Blick zurückwerfen, auf glorreiche und weniger glorreiche Zeiten. Heute: Der 14. Februar 2009, als der RSV Weil im Europacup-Viertelfinale gegen CH Lloret de Mar spielte. Unter den 1000 Zuschauern: Michael Jacksons Schwester La Toya.
Die ersten Sekunden sind unscheinbar, doch dann braucht es nur ein paar Töne, um den unverwechselbaren Charakter des Synthiepop-Hits zu erkennen. Und schon schlängelt sich Fade To Grey von Visage als musikalischer Wurm durchs Ohr, so wie im März 1981 an die Spitze der deutschen Charts. Seinerzeit taucht auf Platz 42, irgendwo zwischen Willi, Willi von den Schlümpfen, der AC/DC-Hymne Hells Bells und Santa Maria, mit dem sich Roland Kaiser seit 28 Wochen beharrlich in der Liste hält, der Song If you feel the funk auf. Der Funk hält, was er er verspricht, einem gediegenen Basslauf ebenso gedankt wie dem funky Gesang von La Toya Jackson.
Es ist die Debütsingle der damals 24-jährigen US-Amerikanerin, es wird mit Platz 42 hierzulande ihre erfolgreichste Platte bleiben. Und doch löst Jackson 28 Jahre später rund um die Weiler Rollsporthalle einen Hype aus. Es ist der Ruhm ihres jüngeren Bruders, der über ihr strahlt: Michael Jackson – der King of Pop. „La Toya Jackson hat ihre besten Jahre hinter sich. 52 Jahre ist sie alt, zumindest die meisten Teile an ihr. In ihrer Karriere hat sie mehr durch Schönheitsoperationen, Playboyfotos und Einkaufsbummel mit Schlangen um den Hals auf sich aufmerksam gemacht“, schrieb 2009 die BZ. „Dabei war La Toya die erste Jackson-Schwester, die eine Solo-Karriere startete.“
Jackson lockt Fans und Medien in die Rollsporthalle
Das Funkeln, das La Toya Jackson in die Rollsporthalle bringt, passt in die Glanzzeit des RSV Weil: Nationalspieler, Meistertitel, später Champions League. Am 14. Februar 2009 trifft Jacksons Star-Flair auf internationales Rollhockey-Flair: Der RSV misst sich im Viertelfinale des CERS-Cups mit den Spaniern aus Lloret de Mar. Angeblich soll La Toya Jackson mit ihrem befreundeten Musikagenten Tom Beser aus Rheinfelden telefoniert haben, „der ihr von dem Spiel erzählte. Danach habe sie unbedingt dabei sein wollen, um dieses „crazy match“ mitzuverfolgen“, verwies die BZ auf die Ankündigung des Besuchs, der „etwas bizarr wirkte“.
Den Run, den das Europapokal-Duell per se schon ausgelöst hatte, forcierte die Aussicht, eine Jackson zu erspähen. An die 1000 Zuschauer drängelten sich in der Halle, laut BZ „haben sich 20 Journalisten regionaler und überregionaler Zeitungen, Radioteams sowie TV-Sender RTL angemeldet, um dem Weltstar in der Halbzeit Fragen zu stellen“. Für den Stargast wurde in der Halle ein VIP-Bereich installiert, in der hinteren Ecke, die „wohl noch nie so schön“ gewesen sei. Die Spieler nennen sie „Schimmelecke“, doch weiß waren diesmal „nur die Sitzpolster und die Vorhänge“, so BZ. Angenehm frei von Allüren sei Jackson gewesen, war zu hören.
Weiler Amateure bieten spanischen Profis Paroli
Gespielt wurde auch, BZ-Redakteur Jochen Dippel sah eine „rassige, spannende und abwechslungsreiche Partie“, in der sich „die heimischen Amateursportler gegen die spanischen Profis des C. H. Lloret de Mar“ beim 3:4 (1:3) „glänzend aus der Affäre“ zogen. Coach Ron Schneider hoffte auf einen Coup im Rückspiel, „für die Spanier ist es ein Spiel wie jedes andere, wir aber spielen mit Leidenschaft“. Vor allem dürfe man „nicht wieder so viel Respekt zeigen wie in der Anfangsphase“. Doch „nach der Pause traten die Weiler selbstbewusster auf“, befand die BZ und sah in Sébastien Landrins 2:3 (31.) den Lohn „durch einen Freistoß-Hammer in den Torwinkel“. Das 2:4 „beantwortete Sascha Wörner mit einem fulminanten Schlagschuss ins lange Eck zum 3:4 (39.)“. In der Schlussphase verpassten Landrin, Max Bross und Samuel Wenger das Remis.
Und Jackson? Sie „jubelte einmal laut, als der RSV Weil einen Anschlusstreffer landete“, schrieb die BZ und davon, wie ihr der damalige Vereinsvorsitzende und Weiler Bürgermeister Klaus Eberhardt die Regeln erklärte. „Sie war sehr neugierig und fand die Spieler ziemlich verrückt, weil sie keinen Gesichtsschutz tragen“, wurde das heutige Rheinfelder Stadtoberhaupt zitiert.
Das Final Four des CERS-Cups verpasste Weil knapp, das Rückspiel im März in Spanien verlor der RSV mit 0:2. La Toya Jackson veröffentlichte im Juli 2009 die Ballade Home, gewidmet ihrem Bruder Michael – wenige Wochen nach dem Tod des King of Pop.
Veröffentlicht in der Badischen Zeitung am: 16. November 2020
https://www.badische-zeitung.de/als-la-toya-jackson-ein-europokal-spiel-des-rsv-weil-besuchte–198018396.html